SPD Bamberg-Berg

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SPD Bamberg fragt nach: Droht im Raum Bamberg ein Hausärzte-Mangel?

Veröffentlicht am 13.02.2015 in Gesundheit

Nach Zahlen ist das Stadtgebiet mit niedergelassenen Kassenärzten gut versorgt. Patienten erleben es anders, wenn sie einen neuen Hausarzt suchen. Eine Praxisschließung am Kaulberg rief die SPD auf den Plan.

Rein rechnerisch ist der Raum Bamberg mit Hausärzten, die Kassenpatienten behandeln, gut versorgt. Bei 111,2 Prozent liegt der Versorgungsgrad nach der Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) für Stadt und Landkreis Bamberg. Insofern dürfte gar nicht ins Gewicht fallen, dass seit 22. Dezember eine Hausarzt-Praxis am Mittleren Kaulberg geschlossen ist. Es müsste genug andere Kassenärzte geben, an die sich die "verwaisten" Patienten wenden können.

Doch dem ist nicht so, glaubt man dem SPD-Kreisverband. "Es gibt eine kleine Zahl von Allgemeinärzten am Kaulberg und in der Nachbarschaft. Aber deren Praxen sind alle vollkommen ausgelastet. Eine Unterbringung des nun unversorgten Patientenstamms scheint kaum möglich", sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Ernst Trebin. Trebin, selbst niedergelassener Arzt in Bamberg und gesundheitspolitischer Sprecher seiner Partei, sowie SPD-Kreisvorsitzender Felix Holland berichten von Patienten, die empört bis verzweifelt seien, weil sie nicht wüssten, wohin sie jetzt gehen sollen. 

Noch kein Nachfolger
Einen Nachfolger für die Praxis gibt es bisher nicht, trotz aller Bemühungen, in die auch der Ärztliche Kreisverband und die Kassenärztliche Vereinigung Oberfranken eingebunden sind. 

SPD-Chef und Stadtrat Holland nimmt die Situation am Kaulberg zum Anlass, an die Gesundheitspolitiker in Land und Bund zu appellieren, sich für eine ausreichende hausärztliche Versorgung einzusetzen. Wenn jetzt schon in Städten wie Bamberg keine Nachfolger für Hausarzt-Praxen mehr zu finden seien, dann stimme etwas nicht.

Wie berechtigt ist die Sorge? Droht Bamberg tatsächlich ein Hausärzte-Mangel? Peter Weber, Direktor der Bamberger AOK, beantwortet die Frage mit einem entschiedenen Nein. Das Stadtgebiet sei überversorgt, selbst wenn die Praxis am Mittleren Kaulberg auf Dauer geschlossen bliebe.

Weber spielt auf den "Versorgungsatlas" der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) an. Demnach gibt es in Stadt und Landkreis Bamberg 151 Hausärzte (Stand: September 2014). Der rechnerische Bedarf bei 214 621 Einwohnern (Stand: Ende 2012) wird mit 139,2 Hausärzten angegeben. 64 der 151 registrierten Hausärzte haben ihre Praxen laut KVB in Bamberg. 

"Aufgeblähte" Zahlen?
Die Zahlen zweifelt Georg Knoblach als Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Bamberg nicht an, er bewertet sie aber anders. Die Statistik berücksichtige zum Beispiel nicht, dass viele Hausärzte Teilzeit arbeiten: "Das bläht die Zahl auf."

Zudem seien etliche seiner Kollegen um die 60 Jahre alt und Nachfolger schwer zu finden. Gründe seien die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, in deren Folge sich seit Jahren die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten der Kassenärzte verschlechtern würden: "Man muss froh sein um jeden, der bereit ist, sich niederzulassen", so Knoblach.

Schließung kam überraschend
Im konkreten Fall war es nach Informationen der SPD und der AOK so, dass zwei Ärzte ihre gemeinsame Praxis überraschend für alle geschlossen haben. Selbst die Patienten hätten nichts gewusst und seien kurz vor Weihnachten plötzlich vor verschlossenen Türen gestanden. Etliche AOK-Versicherte wandten sich Hilfe suchend an ihre Kasse, berichtet Weber. Es sei gelungen, sie an andere Ärzte zu vermitteln. Laut Weber ist es "nicht normal", dass sich Hausärzte über Nacht verabschieden. So möge der Eindruck einer Versorgungslücke entstanden sein. Tatsächlich ist sie nach seiner Überzeugung weder gegeben, noch droht sie in Bamberg.

Trotz der rechnerischen Überversorgung der Region bemüht sich die KVB-Bezirksstelle Oberfranken "im Rahmen unserer Möglichkeiten" um eine Nachfolgeregelung für die Praxis am Mittleren Kaulberg. Das teilte auf Anfrage Beate Reinhardt mit, eine der regionalen Vorstandsbeauftragten. Derzeit laufe ein Ausschreibungsverfahren. Zunächst müssten sich aber die Praxis-Inhaber und mögliche Nachfolger über die Konditionen, sprich den Preis einigen, so Beate Reinhardt. 

Das ist, wie Knoblach bestätigt, alleinige Sache der beteiligten Ärzte. Und da kommen nach seinem Dafürhalten wieder die schwieriger werdenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen ins Spiel. Er glaubt, dass es schwer sein wird, Nachfolger zu finden. 

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml, bekanntermaßen in Bamberg zu Hause, will sich - vom FT auf den "Fall" am Mittleren Kaulberg aufmerksam gemacht - kundig machen, was eine Praxisnachfolge bislang verhindert hat. Die Gesundheitsversorgung in ihrer Heimatstadt sieht sie nicht gefährdet. Die Ministerin verweist ebenfalls auf die Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Für Neu-Niederlassungen sei Bamberg wegen des hohen Versorgungsgrades gesperrt, bestehende Praxen könnten aber grundsätzlich weitergeführt werden. Darüber entscheide ein mit Vertretern der Ärzteschaft und Kassen paritätisch besetzter Zulassungsausschuss. 

Die Bamberger SPD mahnt eine schnelle Lösung an. Grund: Bleibe eine Hausarzt-Praxis eine längere Zeit verwaist, drohe der Wegfall des Kassensitzes. Laut Trebin wäre eine Ausdünnung der hausärztlichen Versorgung im Berggebiet die Folge. 

Ein Kassensitz ist an keine Örtlichkeit gebunden. Er kann von der KVB ganz eingezogen oder vergeben werden, etwa an eine Gemeinde, in der Bedarf besteht, oder an eine bestehende Praxis, die dann mehr Patienten betreuen kann. 

"Aufschrei" im Umland
Im Frühjahr 2014 hat der Landkreis einen Kassensitz an Bamberg verloren, just an den Kaulberg. Ein "Aufschrei" im Umland sei die Folge gewesen, erinnert sich Knoblach. Seitdem habe es im Gebiet vier Praxen mit fünf Zulassungen gegeben. Nun seien es zwar nur noch drei, aber mit vier Kassenzulassungen - und die Situation nicht schlechter als Anfang 2014. 

Dem SPD-Appell an die Gesundheitspolitik in München und Berlin wünscht Georg Knoblach als Bamberger Statthalter der Ärztekammer gleichwohl Erfolg: "Damit die Versorgung nicht noch schlechter wird." 

 

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